Bayern
Ingolstadt
Neues Schloss. Paradeplatz 4. 85049 Ingolstadt
Dr. Ansgar Reiß
20140725
München
Hofgartenstr. 1
Muxel, Julius
München. Kgl. Bayer. Armeemuseum. Hofgartenstr. 1. Leiter: Oberstleutnant z. D. Würdinger, z. Z. im Felde. Vertreter: Oberstleutnant Muxel. Sammlung: Kriegsbeute aller Art, im besonderen solche mit Erbeutungsgeschichte. Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke der meisten unserer Gegner.
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Die Sammlung ist teilweise erhalten.
Erhalten sind nicht nur Militaria-Bestände, sondern auch Alltagsgegenstände, umfangreiche Fotosammlungen, Gemälde, Grafiken, Tierpräparate, Fahnen aus der russischen Revolution, Gedenkobjekte wie Grabsteine oder Gedenkplatten, Möbel etc. Beutestücke aus den Armeen der Siegermächte mussten infolge des Friedensschlusses von Versailles 1920 zurückgegeben werden.
Militaria
Teilverlust infolge Kriegshandlungen sowie Auslagerungen 1939-1945
ein L.V.G.-Doppeldecker, angeblich das einzige vollständige erhaltene Kampfflugzeug des Ersten Weltkriegs (vgl. Aichner)
Die Sammlung wird kontinuierlich ergänzt.
Fotografien
Gemälde
Druckgrafik
Karten
sind nicht vorhanden
Aktenmaterial zur Sammlung ist nicht erhalten.
Aussagen zur Materialbeschaffung sind nicht möglich.
Die Sammlung war nicht Mitglied in der Vereinigung der Weltkriegssammler.
Die Sammlung war nicht Mitglied im Verband deutscher Kriegssammlungen.
Julius Muxel teilte der Züricher Zeitung "Der Kriegssammler" folgende Notiz zum Abdruck in der Nummer vom 1./15. Juni 1917 mit: "Das Kgl. Bayerische Armee-Museum in München sammelt seit Kriegsbeginn Beute aller feindlicher Staaten, vorwiegend von Bayernhand im Kampf eroberte Stücke. Besonders reich vertreten ist naturgemäß französische und belgische Beute, ebenso rumänische, da ja bayerische Truppen bei den Kämpfen an den betreffenden Fronten in hohem Maße beteiligt waren. Die Beute ist nach Staaten geordnet in der weiten Kuppel- und Untergeschoßhalle des Museums in mächtigen dekorativen Nischenarrangements untergebracht. Gesammelt wird auch Graphik: wie Plakate, Maueranschläge, Photographien von den Kriegsschauplätzen etc." Oskar Bezzel berichtet 1929 in einem historischen Überblick der Jahre 1879-1929: "Da kam der Weltkrieg. Mit ihm floß reichlich Kriegsbeute von allen Feinden Deutschlands zu, mit ihm ergaben sich Änderungen in der Bekleidung und Bewaffnung des bayerischen Heeres. Die Kuppelhalle füllte sich, zahlreiches erbeutetes Material wanderte auch vorübergehend in die anderen großen Städte Bayerns, um der Bevölkerung die Erfolge der Siege vor Augen zu führen, und mit der Fülle von Arbeit stellte sich auch die Sorge wegen Vergrößerung des Baues ein. Dieser Sorge sah sich die Museumsverwaltung enthoben durch den Zusammenbruch des Volkes und Heeres nach beispiellosem Ringen und unübertroffenen Erfolgen. Umsturz und Räterepublik bedrohten die dem verhaßten Kriegsgotte geweihten Sammlungen. Man beabsichtigte, das 'alte Gelump' der Sammlungen der neueren Zeit hinauszuwerfen und ihre Räume der Sammlung des Afrikaforschers Frobenius zuzuweisen, die Ehrenhalle sollte zum Parlamentssaal umgestaltet, die historischen Geschütze und Waffen verschrottet werden. Der Haß gegen alles Militärische ließ in den damaligen Machthabern kein Verständnis für den kulturhistorischen Wert der Sammlungen aufkommen. Glücklicherweise brach ihre Macht unter den Schlägen dieses verhaßten Militarismus bald zusammen, so daß sie ihre Pläne nicht verwirklichen konnten. Aber das Schicksal der bedrohten Anstalt blieb immer noch ungewiß. Die Auflösung des bayerischen Heeres führte nach langen Kämpfen zur Beibehaltung des Museums unter seinem alten Namen. Als wissenschaftliche Sammlung wurde es nun dem Ministerium für Unterricht und Kultus unterstellt. Mit dieser Unterstellung ab 1. April 1920 war auch eine Neuorganisation des Museums verknüpft. Bald danach fiel auch die Sorge wegen Unterbringung der Erwerbungen und der Beute aus dem Weltkriege. Das Friedensdiktat von Versailles führte alle im Kriege den Feindstaaten abgenommenen Trophäen und eroberten Waffen und Geschütze in die Ursprungsländer zurück, aber nicht genug damit, auch die im siegreichen Feldzuge 1870/71 eroberten Trophäen und Beutestücke. Nichts sollte den Besucher des Museums daran erinnern, daß Bayerns Söhne zweimal im Zeitraum von 34 Jahren siegreich auf französischem Boden gestanden hatten. Die Abführung dieses gesamten Materials war ein schwerer Schlag für unsere Sammlungen. [...] Der südliche Teil des Untergeschosses führt uns den Weltkrieg durch Uniformen, Ausrüstung und Bewaffnung des bayerischen Heeres und durch Bilder verschiedener Münchener Schlachtenmaler vor Augen. Es ist erfreulich, wie gut es gelungen ist, trotz den uns auferlegten Beschränkungen des Friedensdiktates doch ein Gesamtbild der Leistungen und der Kampfplätze unseres Heeres zu geben. Ein Ehrenfenster für die Gefallenen des K. B. 8. Infanterie-Regiments mahnt uns gleich wie die Ehrentafeln des 3. Cheveauleger-Regiments und 15. Landwehr-Regiments an die Dankespflicht denen gegenüber, die für uns gekämpft haben und für uns gestorben sind." Die Abteilung Weltkrieg hatte im Jahr 1929 folgendes Erscheinungsbild: „Ehrfurcht gebietende Feldzeichen der alten Armee, die auch im Weltkrieg die Truppen in den Kampf führten, und eine Gruppe mächtiger Minenwerfer – sämtliche Schußwaffen dieser Abteilung wurden infolge Anordnung der Militär-Kontrollkommissionen der Entente in unbrauchbaren Zustand versetzt – umrahmen im Einführungsraum F. Reusings eindrucksvolles Gemälde, das den Führer der zu Beginn der Kämpfe alle bayerischen Truppen vereinigenden 6. Armee, Kronprinz Rupprecht, am Kartentisch mit seinem Stabschef General Krafft von Dellmensingen in Douai 1915 zeigt. Auch die Bildnisse anderer verdienstvoller bayerischer Heerführer: von Strüdel, Generaloberst Graf von Bothmer, der Kommandierenden Generale von Faßbender und von Xylander und Generalleutnant von Kneußl haben hier Platz gefunden. In den sich rechts anschließenden Nischen wird die Bekleidung und Ausrüstung beim Ausmarsch des Heeres gezeigt, daneben die geplante feldgraue Friedensuniform vom 1. April 1916, sowie das Modell eines Infanteristen im Sturmanzug, an einem Cheveauleger zu Pferd auch die Sattelung und Zäumung der berittenen Truppen. Auch die mannigfachen Hilfsmittel des Nachrichtenwesens, die Trachten und Hilfsgeräte des Roten Kreuzes sind hier zu finden. Modelle und Karten vom Stellungskrieg, von Kampfgräben und Unterständen, Reliefbilder von Hauptkampfplätzen: Aras, Berg Kemmel, Verdun u.a. und Diapositive der umkämpften Front in Frankreich nach Originalen von E. Vollbehr, Nachbildungen von Tanks, Kraftzügen, Feldlazaretten, Verwundetentransporten geben einen Begriff von dem Heerwesen unserer Tage. Belebt werden diese Sammlungen durch zahlreiche wertvolle Bilder von allen Kriegsschauplätzen, hochherzigen Stiftungen namhafter Künstler, die sich dadurch um das Museum verdient machten. […] Das Modell den [sic] 1910-1912 erbauten kleinen Kreuzers ‚Breslau‘ erinnert an dessen kühne Fahrt im August 1914. Gemeinsam mit dem Kreuzer ‚Goeben‘ entkam er den Nachstellungen des englischen Mittelmeergeschwaders nach den Dardanellen. Im Jahre 1918 lief er vor der Insel Lesbos auf eine Mine und sank innerhalb weniger Minuten. In der linken Halle ist die Entwicklung der wesentlichsten Systeme von Feuer- und Blankwaffen der Militärstaaten seit dem 19. Jahrhundert dargestellt. Gewehre, Maschinengewehre, Handgranaten, Stahlhelme und Brustpanzer zeigen außerdem die neuzeitliche Bewaffnung und Ausrüstung der im Weltkrieg kämpfenden Truppen. Die bunten Glaswappen erinnern an Gemeinwesen, die als Standorte oder Schauplätze kriegerischer Ereignisse mit der ehemaligen kgl. bayerischen Armee in näherer Beziehung standen. Besondere Erwähnung verdient darunter das Ehrenfenster für die Gefallenen des durch den Friedensschluß heimatlos gewordenen ehemaligen 8. Bayerischen Infanterie-Regiments in Metz.“ (Bericht von Julius Muxel).
Ein großer Teil der Waffen und Ausrüstungsstücke gelangte unmittelbar von der Front ins Museum, z.B. von der Kriegsbeutekommission Krusevac in Serbien, vom Waffensammeloffizier der 6. Armee, von der 6. bayerischen Landwehr-Division, vom bayerischen Radfahrbataillon Nr. 3 oder vom Stab des Alpenkorps. Nach Kriegsende und Abschluss des Friedensvertrags von Versailles versteckten die Verantwortlichen des Armeemuseums große Teil der Sammlung, die von den alliierten Beutekommissionen beschlagnahmt worden wären, in "verschwiegenen Gewahrsamen" (Bezzel, 1937). Diese in den Kellern versteckten Bestände wurden nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wieder hervorgeholt und für das Museum aufbereitet. Insbesondere auf dem Wege des Tausches mit anderen Kriegsmuseen, Händlern und Privatsammlern wurde die Sammlung schnell vergrößert. In kurzer Zeit wurde die Weltkriegsabteilung in der Ausstellungsfläche verdreifacht, der Bestand vervierfacht. 1936 eröffnete das Museum seine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg, deren Objekte seit 1918 zusammengetragen worden waren. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sammlung stark dezimiert, weil das Museum durch Diebstahl und Zerstörung etwa ein Drittel seiner Bestände verlor. Die alliierte Militärverwaltung ließ das Museum 1945 schließen und übergab seine Bestände dem Bayerischen Nationalmuseum. Eine Neugründung erfolgte erst 1963 durch einen Ministerialbeschluss, als Standort wurde das Neue Schloss in Ingolstadt festgelegt. Der Umzug erfolgte 1969, die Eröffnung der Ausstellung im Neuen Schloss 1972. In den 1990er Jahren wurde dem Museum das Reduit Tilly angegliedert, ein Festungsbau auf der südlichen Donauseite. Hier eröffnete 1994 die Dauerausstellung "Der Erste Weltkrieg". (Quelle: Bayerisches Armeemuseum)
Zur Erschließung der Sammlung liegen keine Informationen vor.
Stadtarchiv München
20100412
[Notiz]. In: der Kriegssammler. - Zürich. - Nr. 8/9 vom 1./15.6.1917, S. [2].
Bezzel, Oskar: Das Bayerische Armee-Museum in München 1879-1929. In: Das Bayerland 40 (1929) S. 577-584. - Auch als Sonderdruck: Das Bayerische Armee-Museum in München 1879-1929. München 1929, S. 1-8.
Muxel, Julius: Die Sammlungen der neueren Zeit. In: Das Bayerische Armee-Museum in München 1879-1929. München 1929, S. 591-599, davon S. 598-599: Die Abteilung Weltkrieg. - Auch als Sonderdruck: Das Bayerische Armee-Museum in München 1879-1929. München 1929, S. 15-23, davon S. 22-23: Die Abteilung Weltkrieg.
Bezzel, Oskar: Dr. Hans Stöcklein und die Weltkriegsabteilung des Armeemuseums. In: Das Bayerland 48 (1937), S. 33-34.
Höfling, E.: Wie die Weltkriegs-Abteilung vorbereitet wurde. In: Das Bayerland 48 (1937), S. 35-38.
Gilardone, Georg: Die Weltkriegs-Abteilung als Ganzes. In: Das Bayerland 48 (1937), S. 39-45.
Setzer, Josef: Der Anteil der Infanterie an der Weltkriegs-Abteilung. In: Das Bayerland 48 (1937), S. 46-48.
Spitznagel, P.: Die Artillerie in der Abteilung des Weltkriegs. In: Das Bayerland 48 (1937), S. 49-51.
Andorfer, N.: Der Pionier im Weltkrieg. In: Das Bayerland 48 (1937), S. 52-55.
Olmes, J.: Die eigentlichen Infanterie-Waffen des Weltkriegs. In: Das Bayerland 48 (1937), S. 56-58.
Grommes, W.: Die Entwicklung der Fliegertruppe vor und in dem Weltkrieg. In: Das Bayerland 48 (1937), S. 59-64.
Hahlweg, Werner: Heeresmuseen III. 1 b. In: Franke, Hermann (Hrsg.): Handbuch der neuzeitlichen Wehrwissenschaften Bd. 2: Das Heer. - Berlin u.a. 1937, S. 273.
Aichner, Ernst: Die Darstellung des Ersten Weltkrieges im Bayerischen Armeemuseum vor 60 Jahren und heute. In: Hinz, Hans-Peter (Hrsg.): Der Krieg und seine Museen. Frankfurt a.M. 1997, S. 108-125.
Beil, Christine: Der ausgestellte Krieg. Präsentationen des Ersten Weltkriegs 1914-1939. Tübingen 2004, S. 48, 71, 74f., 94, 99f., 104, 222, 232, 305f., 308, 321, 333, 362f. passim.
Hofmeier, Franz: Der Erste Weltkrieg [für Kinder und Erwachsene]. Schwalbach/Ts. 2013.
Storz, Dieter: Der Große Krieg: 100 Objekte aus dem Bayerischen Armeemuseum. Essen 2014 (Kataloge des Bayerischen Armeemuseums. 12).
Das Bayerische Armeemuseum zeigt im so genannten Reduit Tilly die größte ständige Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in Europa.
AMG
Aibe-Marlene Gerdes und Julia Freifrau Hiller von Gaertringen08.08.2014