Posen / Poznan
Sapiehaplatz 10a
Posen. Hindenburg-Museum. Sapiehaplatz 10a. Leiter: Konsul Bothmer. Sammlung: Alles was mit der Persönlichkeit des Feldmarschalls von Hindenburg zusammenhängt, und zugleich das, was geeignet ist, die Vorgänge auf dem östlichen Kriegsschauplatze zu veranschaulichen. Umfangreiche Kriegsbücherei: Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Gefangenenlagerzeitungen, Klischee Archiv für Zeitungsausschnitte. Alle im Bereiche des Gouvernements Warschau erlassenen Verordnungen, Bekanntmachungen, in Form von Maueranschlägen usw. Sammlung russischer Amtssiegel aus den besetzten Gebieten. Sehr reichhaltiges Kriegsbildermaterial von den Kriegsschauplätzen. Kriegsandenken. Gefangenenlagergeld aus sämtlichen Lagern Österreich-Ungarns. Notgeld, Lebensmittelkarten usw. Gründungskapital 250 000 M.
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Die Sammlung ist verschollen.
Im Jahr 1936 erbrachte eine Anfrage nach dem Hindenburg-Museum in Posen folgende Antwort: "Posen wurde polnisch. Was aus dem Hindenburgmuseum geworden ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Verschiedene Angaben an verschiedenen Orten ergaben nur zweifelhafte Mitteilungen." (Beiträge zur Museumskunde 1 (1936) H.4, S. 27f., zitiert nach Britta Lange, s.u., S. 98f.)
Bücher, Zeitschriften, Flugschriften, Flugblätter, Fliegerabwürfe, Zeitungen, Feldzeitungen, Lagerzeitungen, Lazarettzeitungen, Zeitungsausschnitte, Karten, Drucksachen, Akzidenzen wie Theaterprogramme, Speisekarten, Fahrpläne und Entlausungsscheine, außerdem Amtsdruckschriften, Maueranschläge, Plakate, Amtssiegel, Fotografien, Postkarten, Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Druckgrafik, Scherenschnitte, Notgeld, Lagergeld, Lebensmittelkarten, Briefmarken, Orden, Münzen und Medaillen, Vivatbänder, Porzellan, Kriegsersatzstoffe, Militaria, zudem Kriegsandenken wie Bierdeckel, Papierservietten, Zigarrenspitzen, Taschentücher, Kriegsbeschädigtenarbeiten etc.
sind vorhanden
Aktenmaterial zur Sammlung ist nicht erhalten.
Aussagen zur Materialbeschaffung sind teilweise möglich. Das Hindenburgmuseum genoss unter anderem die Förderung und Unterstützung bedeutender Heerführer (darunter auch Hindenburg und dessen Familie selbst), so dass bedeutende Egodokumente und persönliche Kriegsandenken bekannter Feldherren als persönliche Geschenke übergeben wurden.
Die Sammlung war Geschäftsstelle der Vereinigung der Weltkriegssammler und Herausgeber von deren Nachrichtenblatt.
Die Sammlung trat zwischen dem 17.4. und dem 1.8.1919 dem Verband deutscher Kriegssammlungen bei. Heinz Bothmer war Mitglied im Ausschuss des Verbandes.
2 (1919) H. 2 (Exlibris, Extrablätter, Feld- und Kriegszeitungen, Fliegerabwürfe, Flugblätter, Flugschriften, Gefangenenwesen, Karikaturen, Kriegsanleihen-Drucksachen, Kriegsansichtskarten, Kriegsbeschädigten-Fürsorge, Fotografien, Kriegsdrucksachen aller Art, Kriegserinnerungen aller Art, Kriegskarten, Kriegsliteratur, Kriegsmusikalien, Kriegswohltätigkeit)
Das Museum wurde in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften (regelmäßig) präsentiert, zudem trat es auch selbst publizistisch in Erscheinung und stellte sich in zahlreichen Berichten der Öffentlichkeit vor. Siehe dazu die Angaben unter "Literatur".
Am 8. Februar 1917 wurde im Kaiser-Friedrich-Museum in Posen eine Ausstellung eröffnet, in der ein Teil der bisherigen Bestände des Hindenburg-Museums zur Schau gestellt wurde. Das Hindenburgmuseum schloss im Februar 1919, einen Monat später wurde es aufgelöst.
Das Museum wurde in Anerkennung der Verdienste Paul von Hindenburgs, der im Jahr 1914 zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Posen ernannt wurde, 1916 errichtet. Stadt und Provinz Posen hatten anlässlich des 50jährigen Militärjubiläums Hindenburgs 1916 die hohe Summe von 250000 Reichsmark als Gründungskapital für das Museum zusammengebracht; der Betrag war für die Errichtung eines Museumsbaus vorgesehen, die Sammlung selbst wurde vor allem durch Geschenke aufgebaut. Am 16. Januar 1917 wurde als Träger für das Hindenburg-Museum ein Museumsverein gegründet. Die planmäßige Sammeltätigkeit begann im Oktober 1916. Das Museum sammelte vorrangig alles, was im Zusammenhang mit der Person des Generalfeldmarschalls von Hindenburg stand, legte die Sammlung dann aber sehr breit an als Weltkriegsmuseum mit Gegenständen aller Art. Leiter des Museums war zunächst Arthur Kronthal als Mitglied des Vorstands, ab Oktober 1916 dann Heinz Bothmer als Geschäftsführer, der im Januar 1919 wegen Unregelmäßigkeiten seines Postens enthoben wurde; ihm folgte für kurze Zeit noch der Schulleiter Otto Tumm im Amt. Der Bestand des Museums umfasst im Oktober 1917 2500 Nummern, im April 1918 5600 Nummern; der Zuwachs dieses Zeitraums wurde von Heinz Bothmer in Beiträgen zu den Zeitschriften "Archiv für Waffen- und Uniformkunde" und "Museumskunde" vollmundig beschrieben; er plante, aus seiner Sammlung ein "Nationalmuseum" zu machen. Nach seiner Absetzung korrigierte Arthur Kronthal Bothmers Angaben in einem weiteren Beitrag zur Zeitschrift "Museumskunde" und stellte klar, dass der Museumsvorstand niemals über ein Provinzialmuseum hinauszugehen beabsichtigt hatte und dass die zusammengetragenen Bestände durchaus bescheiden zu nennen seien. Die Bestände konnten infolge Personalmangels während der Kriegsjahre nicht angemessen verzeichnet werden. Da geeignete Räume nicht vorhanden waren, gab es auch keine Ausstellungstätigkeit; diese sollte mit der Errichtung eines eigenen Gebäudes nach Friedensschluss aufgenommen werden. Die Sammlung war zunächst in einem städtischen Gebäude an der Sapiehastraße 10b untergebracht; im April 1917 zog sie, stark angewachsen, in den Saalbau des Hauses Wilhelmstraße 7 um, der durch den Museumsverein angemietet wurde. Am 2. Oktober 1918, zu Hindenburgs 71. Geburtstag, wurde das Museum eröffnet, jedoch am 30. November, mit Rücksicht auf die Gefährdung der Bestände durch die Novemberrevolution, bereits wieder geschlossen; die Sammlungsgegenstände wurden verpackt. Im März 1919 wurde das Museum aufgelöst. Der Museumsverein erhoffte sich jedoch, nach dem Übergang der meisten kulturellen Einrichtungen in polnisches Eigentum das Hindenburg-Museum als deutsche Einrichtung erhalten zu können. Im Jahr 1920 wurden die Sammlungen des Museums in das Eigentum der Wissenschaftlichen Abteilung des Generalkommandos der polnischen Armee in Posen überführt.
Satzung des Hindenburg-Museums E.V. in Posen. Posen 1917.
Bloem, Walter: Hindenburg-Museum. In: Aus dem Ostlande. Posener Land und Weichselgau. Monatsblätter für Heimatkunde, Dichtung, Kunst und Wissenschaft des deutschen Ostens 12 (1917), S. 95-97.
Bothmer, Heinz: Hindenburg-Museum. Erwerbungen von Oktober 1917 bis April 1918. In: Archiv für Waffen- und Uniformkunde 1918, H. 2/3, S. 105f.
Bothmer, Heinz: Das Hindenburg-Museum in Posen. In: Museumskunde 1919, H. 1, S.29-38.
Kronthal, Arthur: Das Hindenburgmuseum in Posen. In: Museumskunde 1920, H. 3/4, S. 152-159 [mit ausführlicher Zitation aus dem Bericht über die Verwaltung der Residenzstadt Posen 1917/18].
Wojtkowski, Andrzej: Humorystyczny epizod w historji poznanskiego muzeum im. Hindenburga. In: Kronika Miasta Poznania 10 (1932), H. 2/3, S. 289-291.
Fragekasten. 3. Frage. Gibt es ein Hindenburgmuseum? In: Museumskunde 8 (1936), S. 27-28.
Lange, Britta: Einen Krieg ausstellen. Die "Deutsche Kriegsausstellung" 1916 in Berlin. Berlin 2003, S. 97f.
Beil, Christine: Der ausgestellte Krieg. Präsentationen des Ersten Weltkriegs 1914-1939. Tübingen 2004, S. 107, 109-113, 120f.
Muzeum im. Hindenburga w Poznaniu
JvH
Julia Freifrau Hiller von Gaertringen11.01.2014